Mahlzeitstillleben mit Magd hinter einem Fenster, 1670
Wolfgang Heimbach
Öl auf Leinwand, 69,5 × 84,5 cm
bezeichnet unten rechts: in Coesfelt./Wolffg. HBach.
C. f:/ao. 1670 — Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Inv. GK 613a
Provenienz: seit 1815 auf Schloss Wilhelmshöhe in Kassel nachweisbar
In seinem Spätwerk kombiniert Heimbach zwei der beliebtesten Motivformen seiner Zeit und malte sein einziges Stillleben, das durch sein Bildpersonal eine Brücke zum Genrebild schlägt.
Signatur, Ort und Zeitangabe:
Heimbach vermerkt den Entstehungsort "Coesfelt.", seine Unterschrift und das Entstehungsjahr "1670".
Heimbachs Stillleben im Detail
Spuren am gedeckten Tisch
Im Bildvordergrund zeigt ein reich gedeckter Tisch mit rotem Tischtuch die Reste eines üppigen Mals. Zwar sind Brotlaib und Fleischkeule auf ihren Silberplatten kaum angerührt, dennoch erwecken das geöffnete Soßengefäß, die zerknüllte Stoffserviette und die Brotkrumen am Tellerrand den Eindruck, als wäre die Mahlzeit gerade erst verlassen worden.
In eher nüchterner, bodenständiger Weise lässt Heimbach gibt es nur kaum Überlagerungen: jeder Gegenstand auf dem Tisch erhält Raum ohne verdeckt zu sein.
Der Blick von außen
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches bildet ein Fenster mit quadratischen Sprossen den Bildhintergrund. Eine junge Magd – an der für jene Zeit typischen, weißen Haube zu erkennen – schaut durch die Fensterscheibe und umgreift mit ihren Fingerspitzen den Fensterrahmen. Auf Höhe ihrer Augen ist die Scheibe gesprungen. Heimbach konfrontiert uns – die Betrachtenden – mit der Frage:
Wieso bleiben die unangetasteten Gaumenfreuden den Hungrigen jenseits der Scheibe verwehrt?
Stillleben mit Römer, venezianischem Glas, Brot und Olive, 1644
Pieter Claesz
Öl, Eichenholz
Höhe: 42 cm, Breite: 58 cm
Inv.-Nr. 1733 LG
Leihgabe aus Privatbesitz
LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Kunst des Stilllebens
Auch Heimbachs einziges Stillleben weist alle Elemente des klassischen Motivs auf: Speisen und Getränke werden im Innenraum versammelt und in wertvollen Gefäßen angerichtet.
Im Werk von Pieter Claesz ist der Tisch ähnlich gedeckt, jedoch bleibt der Innenraum des Zimmers undefiniert.
Auffällig ist, dass Heimbach in sienem Gemälde einen ähnlichen Glaspokal für sein Werk nutzt. Glaspokale dieser art gaben den Malern die Gelegenheit ein Spiel aus Reflektionen und Transparenz im Stillleben zu kreieren.