Die Neue Frau
In den 1920er-Jahren emanzipieren sich die Frauen. Ab dieser Zeit gibt es Freiheiten, die vorher undenkbar waren. Auch wohlhabendere Frauen üben zunehmend einen Beruf aus und verdienen ihr eigenes Geld. Diesem Typus folgt Annelise Kretschmer. Dabei werden Ehe und Kinder jedoch nicht ausgeschlossen.
Die „Neue Frau“ trägt kurze, knielange Kleider sowie einen Bubikopf als feminine Kurzhaarfrisur und raucht selbstbewusst Zigaretten. Dieses Frauenbild verkörpert auch Annelise Kretschmer in ihren Selbstbildnissen.
Bildnis Annelise Kretschmer mit Kamera
1928
Silbergelatineabzug, 16,5 x 12,4 cm
In den 1920er-Jahren wandelt sich das Frauenbild durch gesellschaftliche und politische Ereignisse radikal. Diese Veränderungen spiegeln sich in der Mode wieder. Statt langer Haarpracht und eleganten Kleidern sind nun der Bubikopf und knielange Röcke angesagt. Dieser auf Bewegungsfreiheit und Funktionalität ausgerichtete Stil setzt sich flächendeckend durch. Er wird als befreiend, zeitgemäß und fortschrittlich empfunden. Wie zahlreiche Frauen ihrer Zeit aus akademischen und künstlerischen Kreisen orientiert sich Annelise Kretschmer an diesem neuen Typus.
Das wichtigste Erkennungsmerkmal der „Neuen Frau“ ist ihre Berufstätigkeit, welche Kretschmer in ihrem Selbstbildnis von 1928 auffällig in Szene setzt. Es ist ein neues Selbstbewusstsein, welches hier zum Ausdruck kommt. Die Kamera in der linken Hand, die Schnur des Auslösers in der rechten Hand, inszeniert die Fotografin sich als Personifikation jenes Frauenbildes, das zum neuen Typus stilisiert wird. Auch ihre Kleidung und ihre asymmetrische Kurzhaarfrisur unterstützen dieses Bild.
Selbstbildnisse der Fotografin
Selbstporträt
1929
Silbergelatineabzug
22,4 x 16,3 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Elisabeth Kadow und Anette Engelmann von der Kunstgewerbeschule Dortmund
1930
39,5 x 29,6 cm
Silbergelatineabzug
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Kommen Sie vorbei!
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August im Museum zu sehen.