Mode
Kretschmers unkonventionelle Modeaufnahmen erscheinen in Zeitschriften und erregen Aufsehen. Die Modebilder bieten ihr die Möglichkeit, ihre Entwicklung als Porträtfotografin voranzutreiben. Zugleich befreit sie das Porträt aus dem Diktat seiner repräsentativen Funktion.
Kretschmer schließt den Hintergrund aus oder belässt ihn in Unschärfe und rückt so das Gesicht deutlich in den Vordergrund des Bildes. Sie lässt Schatten oder Lichtreflexe auf die Gesichter fallen. So wird das Gesicht zu einer Oberfläche, auf der sich die Unruhe der Welt spiegeln kann.
Porträt der Opernsängerin Ellice Illiard, 1930, Silbergelatineabzug, 29,3 x 39 cm (Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster)
Modische Porträts
Frau mit Hut
1930
Silbergelatineabzug
39,2 x 29,6 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Beispielhaft für Kretschmers ungewöhnliche Bildkomposition und ihr Spiel mit Materialien und Requisiten ist eine Aufnahme aus dem Jahr 1930: Vor einem repräsentativen Damenbildnis der Renaissancezeit erscheint der Hinterkopf einer jungen Frau mit geflochtenem Hut und gepunkteter Bluse. Das blonde Haar ist im Nacken zu einem Knoten gesteckt, während das Gesicht nicht erkenntlich ist. Die beiden aus verschiedenen historischen Epochen stammenden Frauenbildnisse sorgen in ihrem Zusammenspiel für einen reizvollen Kontrast.
Bildnis Gisela Silberbach im Abendkleid mit Seidenstola
1929
Silbergelatineabzug
18,2 x 17 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Verwandte Gisela Silberbach stand oft Modell für modische Porträt.
Modefotografie mit drei Mannequins
1930er-Jahre
Silbergelatineabzug
39,3 x 29,8 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
1929 eröffnete Annelise Kretschmer ihr Fotoatelier in der obersten Etage des Modegeschäfts ihrer Eltern. Diese gaben ihr auch häufiger Aufträge für Aufnahmen der im Geschäft angebotenen Mode.
Damenbildnis in chinesischem Kleid
dargestellt ist die Malerin Anette Engelmann
1930
Silbergelatineabzug
38,9 x 28,6 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Anette Engelman studierte an der Dortmunder Kunstgewerbeschule.
Kommen Sie vorbei!
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August zu sehen.