Neuanfänge
Nach der Kriegszerstörung des Ateliers und dem Aufenthalt der Familie im Breisgau eröffnet Kretschmer 1950 ihr Studio in Dortmund wieder. Zu ihrem Kundenkreis gehören jetzt auch Personen aus der oberen Mittelschicht und der Wirtschaft.
Gemeinsam mit der Tochter Christiane reist Kretschmer in den 1950er-Jahren nach Nordholland und Capri. wo sie überwiegend alltägliche Szenen in fast abstrakt wirkenden Bildern festhält. Zudem porträtiert sie ihre kriegszerstörte Heimatstadt.
Bildnis Prof. Karl-Otto Kiepenheuer, 1958, Silbergelatineabzug, 10,3 x 13,9 cm (Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster)
Reise nach Nordholland (1958)
Blick auf eine Menschengruppe in Alkmaar
1956
Silbergelatineabzug
8,9 x 13,9 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Das Ende des Krieges und der Wirtschaftsaufschwung machen Reisen wieder möglich. Mit ihrer Kamera fotografiert sie eine Menschenmenge in Alkmaar, die jedoch gespannt in die Gegenrichtung schaut. So erfahren die Betrachtenden nicht, was die Aufmerksamkeit der Gruppe in Anspruch nimmt. Als Gegenstück hierzu findet sich eine Komposition mit Schafen, in der die Herde ebenso dicht beisammensteht.
Schafe
1956
Silbergelatineabzug
8,9 x 13,9 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Gemeinsam mit ihren Kindern Michael und Christiane, sowie ihrem Bruder Wilhelm und dessen Frau reist Annelise Kretschmer 1956 nach Nordholland. Die Fotografien, die auf dieser Reise entstehen, sind sehr unterschiedlich: Sie zeigen die Dünenlandschaft bei Camperduin, aber auch ihre Familienmitglieder am Strand, oder beim Schlendern durch die Stadt Alkmaar. Kretschmer interessieren zudem die Menschen vor Ort. Sie hält am Hafen spielende Kinder und Passanten fest.
Kunstszene Dortmund
Aus dem Netzwerk der Dortmunder Museumsdirektorin Leonie Reygers sind Annelise Kretschmer Persönlichkeiten aus der Kunstwelt vertraut, die sie in zahlreichen Porträtsitzungen fotografiert. Sie lichtet nicht nur Künstler:innen wie Florence Henri und Albert Renger-Patzsch ab, sondern auch den Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler und die Museumsdirektorin Cécile Goldscheider.
Kretschmer zeigt ihre Protagonist:innen in konzentrierten Porträts, vor ihren eigenen Werken oder im Ausstellungsraum.
Porträt Irma Goecke, 1926, Bromöldruck auf Papier, 36,8 x 27 cm (Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster)
Porträt Florence Henri, 1933, Silbergelatineabzug, 38,7 x 29 cm (Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster)
Bildnis Dina Vierny
Modell von Aristide Maillol in der Maillol-Ausstellung im Museum am Ostwall (1962)
Silbergelatineabzug
23,9 x 17,8 cm
Als Kretschmer 1950 nach Dortmund zurückkehrt und ihr Studio neu eröffnet, unterstützt sie vor allem Leonie Reygers mit Aufträgen. Sie fotografiert nicht nur die Dortmunder Museumsdirektorin in privaten und beruflichen Kontexten, sondern auch die Kunstszene, die zu Ausstellungen nach Dortmund kommt.
In diesem Zusammenhang fotografiert sie 1962 das Modell von Aristide Maillol, Dina Vierny, in der dem Künstler gewidmeten Ausstellung in Dortmund. Die französische Kunsthändlerin und Kunstsammlerin ist nicht nur Initiatorin und Hauptleihgeberin der Ausstellung, sondern auch die Altersmuse des bedeutenden französischen Bildhauers, Malers und Grafikers. Im Hintergrund ist rechts die Bronze „Die Harmonie“ von 1944 zu sehen, Maillols letztes Werk, zu dem sie selbst Modell stand.
Dortmunder Kunstszene
Bildnis Günter Fruhtrunk vor seinem Werk
1963
Silbergelatineabzug
39,5 x 33,6 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Werke des Malers und Fotografen sind auch in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur vertreten.
Porträt Albert Renger-Patzsch
1962
Silbergelatineabzug
30 x 28,7 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Werke des Malers und Fotografen sind auch in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur vertreten.
Bildnis Robert Pudlich mit seiner Frau Maria
um 1950
Silbergelatineabzug
29,2 x 23,8 cm
Reproduktion: LWL-MKuK/Hanna Neander ©Nachlass Annelise Kretschmer, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Werke des Malers sind auch in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur vertreten.
Kommen Sie vorbei!
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August zu sehen.