Der Augenblick. Die Fotografin. Anneliese Kretschmer
22.9. – 4.12.2022
Annelise Kretschmer (1903–1987) ist eine der ersten Frauen, die in der Weimarer Republik (1918–1933) ein eigenes Fotostudio eröffnet und auf international renommierten Ausstellungen ihre Werke zeigt. Große Bekanntheit erlangt sie mit ihren eindringlichen Porträtaufnahmen. Vor ihrer Kamera stehen Künstler:innen, Industrielle, Arbeiter, Bäuer:innen und immer wieder Kinder, deren Porträts zu den eindrucksvollsten Zeugnissen dieses Sujets zählen.
Die Künstlerin arbeitet gern mit Menschen zusammen und hat ein besonderes Gespür für ihr Gegenüber: Ihr gelingt es, in den Bildnissen das Wesen ihrer Modelle herauszuarbeiten. Dies ist das bestechende Merkmal ihres 56 Jahre andauernden fotografischen Schaffens.
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster hat auf Initiative des LWL-Medienzentrums für Westfalen im Dezember 2019 den nahezu geschlossenen Nachlass Kretschmers von deren jüngsten Tochter erworben. Die Ausstellung beleuchtet alle Schaffensphasen der in Dortmund geborenen Fotografin und räumt ihrem bevorzugten Motiv – dem Porträt – einen besonderen Schwerpunkt ein.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum für Westfalen.
Gefördert wird sie durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, die Kunststiftung NRW und die Kulturstiftung der Länder.
Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer
Das Schaffen der Fotografin lässt sich in die sieben Themengebiete unterteilen: Neue Frau, Fotos ohne Aufträge, Reisen, Fotoatelier, Mode, NS-Zeit und Kultur und Wirtschaft. Erfahren Sie mehr zu den einzelnen Bereichen über die jeweiligen Links. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr zur Biografie von Annelise Kretschmer.
Biografie: Annelise Kretschmer
Kindheit und Jugend
1903
Annelise Silberbach wird in Dortmund geboren. Die Eltern Julius und Laura Silberbach führen dort ein Modegeschäft. Trotz der jüdischen Herkunft des Vaters werden Annelise und ihre Geschwister Wilhelm und Margot evangelisch erzogen. Julius Silberbach besitzt eine Kunstsammlung.
In den 1910er-Jahren besucht Kretschmer das Goethe-Lyzeum. Hier freundet sie sich mit der späteren Malerin Gerta Overbeck an.
Ausbildung
1922
Kretschmer beginnt ihr Volontariat im Fotoatelier von Leon von Kaenel in Essen.
1924
Sie wechselt nach Dresden zu Fotograf Franz Fiedler.
1926
Berufung in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner und Teilnahme Gruppenausstellungen.
Sie beginnt, ihre Fotografien in Zeitschriften zu publizieren.
1928
Erste Reise nach Paris; später knüpft Kretschmer dort Kontakte zu Florence Henri und Ilse Bing.
Porträt Florence Henri, 1933, Silbergelatineabzug, 38,7 x 29 cm
Hochzeit mit dem Künstler Sigmund Kretschmer. Das Paar bekommt vier Kinder: Tatjana, Michael, Nina und Christiane.
Die ersten Jahre der Selbstständigkeit
1929
Im Modehaus ihrer Eltern eröffnet sie ein Fotoatelier. Kretschmer ist Alleinverdienerin, ihr Mann kümmert sich um die Familie.
1933
Ausschluss aus der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln.
Ein Jahr später stirbt ihr Vater und Annelise tritt der Deutschen Arbeitsfront bei.
1936
Kretschmer legt ihre Meisterprüfung ab und bildet von nun an aus. Ein Jahr später, 1937, zieht die Familie für zwei Jahre nach Worpswede zur Malerin Gerta Overbeck.
1943
Zu Beginn des Bombenkriegs in Dortmund zieht die Familie auf einen Hof bei Freiburg im Breisgau. Für Aufträge pendelt Kretschmer nach Dortmund. Das Atelier wird von einer Gesellin weitergeführt. Ein Jahr später wird das Atelier bei einem Luftangriff zerstört.
Nachkriegszeit
1950
Die Familie kehrt nach Dortmund zurück. Wiedereröffnung des Fotoateliers.
In den 1950er-Jahren baut Annelise Kretschmer eine enge Freundschaft zu Leonie Reygers auf, die in Dortmund das Museum am Ostwall leitet.
Bildnis der Kunsthistorikerin Dr. Leonie Reygers, o. J., Silbergelatineabzug, 51,6 x 52,2 cm
1953
Sigmund Kretschmer nimmt sich das Leben.
1958
Christiane beginnt ihre Ausbildung im Fotoatelier Kretschmers und unterstützt fortan ihre Mutter.
1978
Aufgabe des Ateliers aus Altersgründen.
Nachlass
1987
Kretschmer stirbt in ihrer Heimatstadt.
2019
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster kauft den Nachlass der Fotografin von ihrer Tochter Christiane an.
Kommen Sie vorbei!
Die Ausstellung "Annelise Kretschmer" ist noch bis zum 14. August bei uns im Museum zu sehen.
Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer
Das Schaffen der Fotografin lässt sich in die sieben Themengebiete unterteilen: Neue Frau, Fotos ohne Aufträge, Reisen, Fotoatelier, Mode, NS-Zeit und Kultur und Wirtschaft. Erfahren Sie mehr zu den einzelnen Bereichen über die jeweiligen Links.
Hören Sie rein!
Erfahren Sie mehr zu Annelise Kretschmer und Ihrer Arbeit in der Podcast-Folge der Reihe: FOTO-DIALOG | Der DFA-Podcast #6: Annelise Kretschmer. Eine Fotografin (auch) der 1920er Jahre.