Der Kreis des Blauen Reiters
Als August und Elisabeth Macke zu Beginn des Jahres 1910 Franz Marc und Maria Franck kennenlernen, kommt Macke schnell mit dem Münchener Umfeld Marcs in Kontakt, zu dem unter anderen Wassily Kandinsky, Gabriele Münter und Alexej von Jawlensky gehören. Die von ihnen gegründete Künstlergruppe Der Blaue Reiter glaubt an eine »geistige« Dimension der Kunst und gibt verschiedenen formalen Ausdrucksmöglichkeiten Raum. Macke nimmt diese Impulse auf, experimentiert mit abstrakten Elementen, lehnt aber den spirituellen Ansatz ab.
Franz Marc, Abstrakte Formen II, 1914
Durch die freundschaftliche Beziehung zueinander, die auch ihre Frauen miteinschließt, treten August Macke und Franz Marc aus der Isolation ihres Schaffens heraus. Ein intensiver Meinungsaustausch über Farbtheorien entwickelt sich. Beide Künstler waren bemüht, Farben in ein System zu bringen, wobei das Hellerwerden dem Höhersteigen von Klaviertönen entspricht.
Macke und Marc erkennen die Bedeutung von Farbe, Form und Raum im Bild und setzen ihre zum Teil unterschiedlichen Vorstellungen in ihren Bildkonzepten um: Während Macke die Möglichkeiten der Abstraktion nur erprobt, geht Marc voll den Weg in die Abstraktion. Allerdings bleibt auch bei Marc bis in die letzten Werke ein Nebeneinander von gegenständlichen und ungegenständlichen Formen bestehen.
Paul Klee, Der Hörende, 1930
Der Hörende zeigt mit schlichten Formen ein Gesicht. Die dominierende Ohrmuschel setzt Klee aus organischen
Formen zusammen, die er übereinanderlegt, und durch farbige Schraffuren wieder voneinander abhebt. Das Gesicht setzt sich aus Bildelementen zusammen, die an Streichinstrumente oder Musiknoten erinnern.
Paul Adolf Seehaus, Dorfstraße mit Planwagen, um 1914
Mit dem Rheinischen Expressionismus schaffen August und Elisabeth Macke einen Ort der Kommunikation und
des künstlerischen Austauschs im Rheinland. So entsteht auch der Kontakt zu Paul Adolf Seehaus, Mackes einzigem Schüler. In dem Gemälde Dorfstraße mit Planwagen sind die Einflüsse Mackes, wie die Betonung der Fläche und die starken Kontraste, in Seehaus’ Schaffen zu erkennen.