Ali Eslami: Line of Sight
Cremer-Preis / Cremer-Prize 2024
LWL-Museum für Kunst und Kultur
14.6. – 8.12.2024
Ali Eslami: Line of Sight – Cremer-Preis 2024
Der Cremer-Preis der Stiftung Sammlung Cremer
Der Cremer-Preis wurde 2004 von der „Stiftung Sammlung Cremer“ des Düsseldorfer Restaurators, Künstlers und Sammlers Siegfried Cremer und seiner Familie initiiert. Der Preis zeichnet junge Künstler:innen aus, die im Geiste von Fluxus und Nouveau Réalisme arbeiten. Die Sammlung von Werken der 1950-70er-Jahre bildet einen Schwerpunkt im Bereich der Gegenwartskunst am LWL-Museum für Kunst und Kultur. Zur Sammlung Cremer gehören u. a. Werke von Piero Manzoni, Lucio Fontana, Joseph Beuys oder Dieter Roth. Bisherige Preisträgerinnen waren das Künstlerduo FORT (2016), Kirsten Pieroth (2009) und Haegue Yang (2005). Ali Eslamis Videoarbeit „Line of Sight“ wurde durch die „Stiftung Sammlung Cremer“ für die Sammlung Gegenwart erworben.
Die Ausstellung
Anlässlich des Cremer-Preises 2024 zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur zwei aktuelle Videoarbeiten des Preisträgers Ali Eslami (*1991). Seine Werke basieren vorwiegend auf digitalen Darstellungsformen wie Virtual Reality oder 3D-Animationen. Die beiden gezeigten Werke reflektieren digitale Technologien und die eigenen interaktiven Erfahrungen des Künstlers damit im Medium Film.
Bei Eslami ist immer ein Computer im Spiel: Seine Bildsprache ist geprägt von seiner Begeisterung für die Gaming- und Internetkultur, sowie einer Begeisterung für Kybernetik, Berechnungen und Spiel-Engines. Das Potenzial digitaler Werkzeuge, aber auch die Beschränkungen dieser Ressourcen zeigen sich, wenn Eslami seine Bildräume für die Betrachter:innen öffnet: Gesprochene Worte, Code-Poesie und ASCII-Kunst kombiniert er mit der Ästhetik und Dramaturgie von Videospielen. Immer wieder kreist der Künstler um die Frage, wie virtuelle Welten in Zukunft aussehen müssten, wenn Menschen in ihnen leben würden. Auch im digitalen Raum stößt Eslami an Grenzen und überwindet diese gezielt mit der Verschmelzung von Technologie und Sprache.
Im Werk von Ali Eslami sind zeitliche und räumliche Untersuchungen von Erinnerung, menschlicher Kognition und Emotion zentral. Immer wieder taucht das Archiv als Ort der Vergangenheit und Zukunft auf. Eslami erfindet neue Lokalitäten und Räume in der digitalen Sphäre und findet sich so in der Welt zurecht. Es ist ein Prozess mit offenem Ergebnis.
Veranstaltungen
Eröffnung
Langer Freitag, 14.6., 19 Uhr
Kunstgespräch
Langer Freitag, 14.6., 20 Uhr, Treffpunkt im Ausstellungsraum
Künstlergespräch
Der Künstler Ali Eslami im Gespräch mit Kuratorin Dr. Marianne Wagner, in englischer Sprache
Freitag, 9.8., 19 Uhr, Auditorium
Künstlervortrag
Die Veranstaltung findet im Rahmen der „Münster Lectures“ in englischer Sprache an der Kunstakademie Münster statt.
Dienstag, 5.11., 18 Uhr
Rundgänge
Ausstellungsrundgänge
Jeden ersten Samstag im Monat, 15 – 16 Uhr
Jeden zweiten Freitag im Monat, 19.15 – 20.15 Uhr
Kuratorinnen-Tour
Mittwoch, 3.7., 16.30 – 17 Uhr
Mittwoch, 13.11., 16.30 – 17 Uhr
Ali Eslami: Line of Sight
Line of Sight / Sichtlinie / 2023
Video, 23:00 Min.
zwei Drucke, Gedichtband, Sitzwürfel
In „Line of Sight“ fokussiert sich Ali Eslami auf das Sehen. Er entlehnt diesen Begriff, der die Strecke zwischen dem Auge und einem Objekt beschreibt, aus dem Bereich der Physik. Gemeint ist damit eine imaginierte Linie, die vom Betrachtenden ausgeht und ein gewähltes Objekt trifft. Aufgegriffen wird der fragile Moment, in welchem die Linie gestört und damit die Sicht eingeschränkt wird. Ausgehend von digitalen Technologien, Codes und Sprache untersucht der Künstler die Mechanismen menschlicher Wahrnehmungs- und Erinnerungsprozesse. Eslami lehnt seine Arbeit an das Level-Design klassischer Videospiele an und unterteilt das Video in drei Kapitel (Steps), die zusammen eine übergeordnete narrative Struktur ergeben. Innerhalb dieser Kapitel platziert der Künstler Aufnahmen, Klangkulissen und verschiedene Piktogramme, die seine Erinnerungen wiedergeben. Anders als in klassischen Videospielen konfrontiert er die Betrachtenden nicht mit Rätseln oder Gegner:innen. Er stellt sie vielmehr vor die Herausforderung, das Gesehene zu entschlüsseln, ohne dass sie sich dabei zwischen den Ebenen der Realität und Virtualität verlieren. Der Künstler erweitert seine Bildwelt im Ausstellungsraum durch immersiven Sound, Prints und einen Gedichtband.
A Stretch of Time, 2022
Video, 22:00 Min.
In „A Stretch of Time“ schauen die Betrachtenden einer körperlosen Figur durch ein großes Display dabei zu, wie sie ein unterirdisches, lebendes Archiv sortiert. Als Zuschauer:innen können sie die kleinteilige Arbeit beobachten: Die Spielfigur erkundet kleine Kapseln mit Erinnerungen und muss entscheiden, ob sie ins Archiv gelangen oder nicht. Diese Anstrengung erlaubt es ihr, zurück in
die bekannte Realität zu gelangen. Die Identität dieses virtuellen Körpers kann von jedem/jeder übernommen werden. „A Stretch of Time“ ist der letzte Teil von Eslamis Trilogie „False Mirror“, in der er das posthumane Leben in einer virtuellen Realität befragt. Dafür konzipierte er digitale Räume, gefüllt mit alltäglichen Objekten und Zeichen. Ergänzt werden diese von der Idee eines stetig wachsenden digitalen Archivs, in dem zuvor öffentlich geteilte Internetbilder und -videos aufbewahrt werden. Mit seiner dem Kino, Videospielen und der virtuellen Realität entlehnten Bildsprache konstruiert Eslami eine Erzählung, die zugleich bekannt wie unbekannt scheint.